SULZFELD Es ist eine liebgewonnene Tradition in der Weinbaugemeinde, dass verdiente Blutspender im Rahmen einer kleinen Feierstunde im Sitzungssaal des Rathauses für ihren Einsatz im Dienste des Nächsten geehrt werden. „Sie leisten im Stillen Großartiges“, rief Bürgermeisterin Sarina Pfründer Nadja Mathe, Claudia Reitermann, Uwe Schmidt (zehn Blutspenden), Isolde Antritter, Erika Hagenbucher, Bruno Krauß, Hubert Schacherl, Rabea Weinbrecht (25 Blutspenden), Hans Himmel und Dagmar Preis (50 Spenden) zu, „sie retten Leben auf besondere Art, denn sie wissen nicht, wem mit ihrer Spende geholfen wird.“
Eine Gemeinschaft lebe von dieser Solidarität und dem Verantwortungsbewusstsein von Menschen, die die Verantwortung für den Nächsten selbst in die Hand nähmen, handelten, mitdächten und an andere denken. „Ihr Beispiel soll andere Menschen anregen“, wünschte sich die Rathauschefin. „Sie zeigen Gemeinsinn, indem sie nicht an sich denken, aber auch nur so funktioniert eine Gesellschaft, nämlich durch Menschen, die so handeln.“ Aber, so gab sie auch potenziellen Neuspendern mit auf den Weg, man könne das Blutspenden durchaus als Win-Win-Situation für beide Seiten, also sowohl für den Spender als auch für den Empfänger bezeichnen. „Wer zum Blutspenden geht, dessen eigene Blutwerte werden kontrolliert und so bekommt der Spender einen kostenlosen Gesundheitscheck.“
Gerade einmal 2,97 Prozent der Bevölkerung, die eigentlich Blut spenden könne, so Pfründer, ginge auch tatsächlich zur Spende, „wobei ich behaupten würde, dass die Zahl hier bei uns höher ist.“ Man müsse sich immer bewusst sein, dass man schneller als Gedacht in eine Situation kommen könne, in der man eine Bluttransfusion benötige. „Es sind ein kleiner Picks, ein bisschen Zeit, als Belohnung gibt es hinterher ein gutes Essen und am Ende kann vielleicht ein Kind wieder spielen oder ein Mensch wieder laufen“, so Pfründer, „kurzum, nicht selten schenken Blutspender Kranken ein zweites Leben.“
v.l.n.r. DRK-Vorsitzender Markus Wächter, Dagmar Preis, Isolde Antritter, Uwe Schmidt, Bürgermeisterin Sarina Pfründer, DRK-Bereitschaftsleiterin Ivana Pejic
Markus Wächter, der Vorsitzende des DRK-Ortsvereins Sulzfeld, beleuchtete die Geschichte des Blutspendens. „In der heutigen Form gibt es die Blutspende erst seit gut 90 Jahren“, so Wächter, „der Weg dahin war lang, mühsam und voller Irrtümer.“ Bereits 1492 unternahm man erste Versuche, mittels Blut Leben zu retten. Drei Buben wurden auserkoren, dem alten, kränkelnden Papst Innozenz Blut zu spenden. Die Buben überlebten die Prozedur nicht, auch Innozenz starb wenig später. Im Gegensatz zu heute trankt der Papst das Blut, erst 1628 entdeckten Forscher den geschlossenen Blutkreislauf des Menschen und entdeckten, dass Blut trinken keinerlei Wirkung entfaltet. „Nun begann die Zeit der Experimente, die Entdeckung der Blutgruppen 1901 war ein weiterer Meilenstein“, so Wächter, „allerdings stellte die Blutgerinnung, wegen der es schnell gehen musste, ein großes Problem dar.“ Ärzte, so Wächter, hätten oft Spender eine Zigarette rauchen lassen, um festzustellen, wann die Transfusion, die über die Schlagader ging, beendet war. „Erst im 2. Weltkrieg gelang es, Bluttransfusionen in großem Umfang durchzuführen, nachdem man ein Mittel gegen die Blutgerinnung entdeckt hatte.“ Vier Millionen Spenden würden in Deutschland inzwischen jährlich gebraucht, „und hinter jeder Transfusion steht ein Spender.“
Info: Der nächste Blutspendetermin findet am 6. Juni in der Zeit zwischen 14.30 Uhr und 19.30 Uhr in der Ravensburghalle statt. In Anspielung auf die kurz darauf beginnende Fußballweltmeisterschaft merkte Markus Wächter an. „Auch wenn sich schon jemand im WM-Fieber befindet, das ist das einzige Fieber, mit dem man trotzdem Blut spenden darf.“ (nit)